Bei intellektuellen Dienstleistungen sind die richtigen Menschen der Jackpot

 

Spielt es eine Rolle, ob ich für mein Unternehmen Kugelschreiber einkaufen oder eine komplexe Computersoftware entwickeln lassen möchte? Doofe Frage – natürlich! Thomas Molitor erklärt, was es mit der Beschaffung einer intellektuellen Dienstleistung auf sich hat und warum der Erfolgsfaktor dabei die Menschen – nicht das Produkt – sind.

 

Blogpost in Kürze:

  • «Beschaffung einer intellektuellen Dienstleistung» bedeutet, dass eine Entwicklungsdienstleistung und nicht ein fixfertiges Produkt gekauft wird.

  • Der Erfolgsfaktor bei der Beschaffung einer intellektuellen Dienstleistung sind die Menschen und ihre fachlichen und sozialen Fähigkeiten. Sie stehen im Zentrum des Beschaffungsprozesses.

  • Der agile.agreement-Ansatz unterstützt die Unternehmen dabei, die richtigen Menschen und Teams auszuwählen und begleitet die Firmen während der gesamten Beschaffung.

 

Thomas, angenommen, mein Unternehmen hat ein komplexes Problem und ich möchte dafür eine Lösung beschaffen. Ich weiss aber noch nicht genau, wie diese aussehen könnte. Bin ich da bei dir an der richtigen Stelle?

 

Ja. Wir können im Prinzip alles Mögliche für dich beschaffen – von der einfachen Heftklammer bis zum komplizierten Buchhaltungsprogramm. In erster Linie kümmern wir uns aber um die Beschaffung noch unbekannter Lösungen für komplexe Probleme. Deshalb klären wir jeweils ganz zu Beginn die Frage: Gibt es für dein Problem oder dein Bedürfnis auf dem Markt bereits eine Lösung? Oder muss diese zuerst erfunden werden?

 

 

 

Intellektuelle Dienstleistung = Die Lösung für mein Problem ist noch nicht vorhanden, sondern muss in einem kreativen Prozess zuerst entwickelt werden.

 

 

 

Warum ist das wichtig?

Ist die Lösung, zum Beispiel eine Software, bereits vorhanden, kann ich im Prinzip den Katalog hervornehmen und das Produkt, vereinfacht gesagt, ab Stange beziehen. Muss die Software zuerst erschaffen werden, kaufe ich nicht direkt das Produkt – es ist ja noch nicht vorhanden – sondern ich bestelle die Entwicklungsdienstleistung. Man spricht in dem Zusammenhang von einer intellektuellen Dienstleistung. Die Lösung für mein Problem oder mein Bedürfnis ist noch nicht vorhanden, sondern muss in einem kreativen Prozess zuerst entwickelt werden.

 

 

Inwiefern stellt eine intellektuelle Dienstleistung andere Anforderungen an die Beschaffung?

Der Erfolgsfaktor ist nicht das Produkt, sondern es sind die Menschen, die das Produkt entwickeln. Sie alle bringen verschiedene Fähigkeiten mit; im fachlichen wie auch im sozialen Bereich. So ist es natürlich wichtig, dass die Entwickler in ihrem Fach top sind – genau so wesentlich ist aber, dass sie als Team dynamisch zusammenarbeiten und den Kunden und seine Bedürfnisse verstehen. Ihre Fähigkeiten werden ganzheitlich betrachtet – brillante Köpfe nützen nichts, wenn der Austausch untereinander nicht funktioniert. Bei der Beschaffung einer intellektuellen Dienstleistung steht deswegen der Mensch, nicht das Produkt, im Fokus.

 

 

 

«Brillante Köpfe nützen nichts, wenn der Austausch untereinander nicht funktioniert.»

 

 

 

Was bedeutet das für den Beschaffungsprozess?

Ganz am Anfang sollten folgende Fragen geklärt werden: Welche Fähigkeiten benötige ich, um mein Problem zu lösen? Was bringt der Kunde mit und was sollte der Anbieter mitbringen? Wie muss das Team zusammengesetzt sein? Die eigentliche Beschaffung besteht dann darin, die richtigen Menschen mit den passenden Fähigkeiten zu finden, die mein Problem lösen können.

 

 

Wie suchen Sie diese Menschen aus?

Ich glaube, dass Interaktion sehr wichtig ist – ein persönliches Kennenlernen der verschiedenen Anbieter. Ich möchte die Menschen erleben und sehen, was sie können, wie sie ticken und wie sie zusammenarbeiten. Deshalb gestalte ich den Beschaffungsprozess so, dass ich mich persönlich von den Fähigkeiten der verschiedenen Anbieter und den Menschen dahinter überzeugen und sie bewerten kann. Konkret zum Beispiel durch Assessments und PoCs (Proof-of-concept). Der Kunde hat so die Gelegenheit, ein «Gspüri» für die Menschen zu erhalten. Dieses persönliche Kennenlernen und Bewerten empfehlen wir immer, wenn es um die Beschaffung einer intellektuellen Dienstleistung geht.

 

 

 

Wir empfehlen bei intellektuellen Dienstleistungen immer ein persönliches Kennenlernen der verschiedenen Anbieter.

 

 

 

Was sind die Voraussetzungen, dass ein solches Projekt möglichst reibungslos verläuft?

Auch hier wieder: das Menschliche. Die verschiedenen Mitwirkenden müssen sich auf menschlicher Ebene verstehen. Sie sollten die gleichen Werte und Erwartungen, zum Beispiel an die Zusammenarbeit, mitbringen. Auch muss allen Beteiligten klar sein, was das Problem ist und wie man zu einer Lösung gelangen will. Gegenseitiges Vertrauen und eine gute Zusammenarbeit sind sehr wichtig.

 

 

Was ist mit dem Fachlichen?

Klar, die fachlichen Fähigkeiten müssen den Anforderungen entsprechen. Die optimale Voraussetzung für ein gelingendes Projekt ist eine Partnerschaft, in der man sich versteht und in der jeder die richtigen Fähigkeiten mitbringt.

 

 

 

«Wir begleiten den Kunden während des gesamten Prozesses mit unserem agile.agreement-Ansatz.»

 

 

 

Welche Rolle spielst du in dieser Partnerschaft?

Wir begleiten den Kunden während des gesamten Prozesses mit unserem agile.agreement-Ansatz. Das beginnt schon vor der Beschaffung, wenn die Idee entsteht und die notwendigen Fähigkeiten identifiziert werden müssen, und geht weiter bis zur eigentlichen Beschaffung, wo es darum geht, diese Fähigkeiten zu finden. Und dann begleiten wir den Kunden auch in der Phase nach der Beschaffung, in der das Erarbeitete angewendet wird. Nebst unserer persönlichen Begleitung stellen wir dem Kunden auch viele Unterlagen, die er selbst verwenden darf, zur Verfügung.

 

 

Was sind das für Unterlagen?

Wir reden hier von «Good practices», die sich während Jahren entwickelt und aus denen wir Standards abgeleitet haben. Wir verbessern sie ständig und passen sie auf den Kunden an. Sie sind lizenzbasiert, können also vom Kunden lizenziert und verwendet werden. Konkret können das zum Beispiel Musterverträge, Zusammenarbeits-Codizes oder Anleitungen und Bewertungsbögen für Assessments sein. Es gibt verschiedene thematische Module, die man lizenzieren kann und die der Kunde dann selbstständig nutzt. Wenn der Kunde zudem einen Releasevertrag mit uns abschliesst, erhält er jedes Jahr die aktuellen lizenzierten Unterlagen und darf sie verwenden.

 

 

 

«Wir wollen Wissen vermitteln und verankern. Der Kunde soll es auch ohne uns können.»

 

 

 

Ist der Kunde dann nicht weniger auf euch angewiesen?

Doch – und genau so soll es sein. Wir wollen Wissen vermitteln und Wissen verankern. Wir möchten, dass es der Kunde auch ohne uns kann. Oftmals muss eine Beschaffung nur einmal gemeinsam durchgeführt werden und beim nächsten Mal schafft es der Kunde allein. Und das ist gut so, denn wir möchten den Kunden befähigen und nicht von uns abhängig machen. Aber bei Fragen stehen wir natürlich auch weiterhin zur Verfügung.

 

 

 

 

Thomas Molitor ist Partner bei crossmind inc. Seine Kompetenzen liegen im Entrepreneurial Design, im Projekt und Programm Management, in der Softwareentwicklung und -integration, im IT Beschaffungswesen, im strategischen IT Management, sowie rund um Lean & Agile und dem Design Thinking.

 

 Weitere Links:

  • Thomas Molitor, Präsentation an der IT-Beschaffungskonferenz der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit Universität Bern

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